Kennenlernen in Fulda

Vom 5. August bis 7. August 2021 fand das erste Workshop- und Kennenlerntreffen der THW-historischen Sammlung (THWhS), der THW-Bundesvereinigung (THW-BV), der THW-Leitung und geschichtsinteressierten THW-Angehörigen in Fulda statt. Im Fokus der dreitägigen Veranstaltung stand die Neuausrichtung und Angliederung der THWhS an die THW-BV.   

Warum wechselt die THWhS nach 25 Jahren von der THW-Leitung zur THW-BV? Wie soll die neue Struktur aussehen? Und welche Aufgaben und Ziele stellt sich die historische Sammlung für die Zukunft?
Diese und andere Fragen wurden in vielen Gesprächen erläutert und diskutiert. Zu diesem Treffen hatte die THW-BV alle Beteiligten eingeladen. In den vergangenen Monaten konnte der Veränderungsprozess nur per Video- und Telefonkonferenzen begleitet werden. Ein persönliches Treffen - um offene Punkte zu besprechen, Visionen zu erläutern und mögliche Missverständnisse direkt aus dem Weg zu räumen - war THW-BV Vizepräsident Christian Herrmann ein wichtiges Anliegen. Aber nicht nur ihm, sondern auch der THW-Leitung. Nicolas Hefner, Referatsleiter EA1 und seine Mitarbeiterin Monika Lieberam kamen nach Fulda und ins Gespräch mit vielen langjährigen Angehörigen der THWhS. Nicolas Hefner appellierte gleich zu Beginn für einen offenen und transparenten Umgang miteinander.

„Wir leben in einer VUCA-Welt: volatil, unbekannt, komplex und ambivalent. Veränderungsprozesse sind notwendig und wir als THW müssen diese auch gehen. Dazu gehört, dass wir ein neues und sicheres Dach für die THWhS finden, in der sie in Zukunft die Geschichte des THW aufarbeiten und bewahren kann und so ihren Teil dazu beiträgt, die Leistungen des THW in der Gesellschaft bekannt zu machen. Ich freue mich, dass die THW-BV uns hier unterstützt und die Strukturen für eine zeitgemäße historische Aufarbeitung ebnet.“
Nicolas Hefner, Referatsleiter Ehrenamt
Nicolas Hefner, Referatsleiter Ehrenamt appellierte für einen offenen und transparenten Umgang miteinander.
Foto: Swana Hoffmann
Das neuen Organigramm der THW-historischen Sammlung.
Foto: Swana Hoffmann

 

Die THWhS wird ab dem 1. Oktober 2021 der THW-BV zugewiesen. Sie untersteht dieser und wird vom Referat Ehrenamt (EA1) der THW-Leitung unterstützt und überwacht. THW-BV Vizepräsident Christian Herrmann fungiert zukünftig als THWhS Beauftragter für die THW-BV. Damit übernimmt er die Kommunikation für die THWhS in die THW-Leitung, zum THWhS e.V. und zum Deutschen Feuerwehrmuseum. Er ist außerdem Ansprechpartner für die THWhS-Beauftragten in den Landesverbänden und für die einzelnen Arbeitsgruppen.
In Zukunft setzt sich die THWhS aus fünf Hauptarbeitsgruppen zusammen:

  • Archivwesen
  • Ausstattung und Ausrüstung der Helfer und Fahrzeuge
  • Fahrzeuge im THW
  • Lehre und Forschung (diverse zeitliche Untergruppen ab 1919 bis Gegenwart)
  • Feuerwehr und THW-Museum

So soll die Arbeit der historischen Sammlung besser systematisiert und strukturiert werden.
Bei einem separaten Treffen am Freitag wurde die neue Dienstvorschrift THWhS der BA THW festgelegt. In dieser sind alle Regelungen zur Organisation und Durchführung zusammengefasst. Zeitnah wird diese um ein Zusatzdokument der THW-BV ergänzt, welches konkrete Verfahrensweisen bei Dienstreisen sowie Versicherungsangelegenheiten regelt.

 

„Die Einteilung in Arbeitsgruppen ist wichtig für die strukturelle Aufarbeitung der THW-Geschichte. In der Vergangenheit haben die „THW-Historiker“ auch schon thematisch in Gruppen zusammengearbeitet. Zukünftig unterteilen wir diese noch ein bisschen detaillierter, damit nicht zu viel Arbeit auf zu wenigen Schultern liegt. Außerdem haben wir viele geschichtsinteressierte THW-Angehörige, die sich für ganz besondere Zeitabschnitte interessieren und in diesen Bereichen schon jetzt sehr viel geforscht haben. Dort setzen wir an und nutzen die bereits vorhandenen Ergebnisse.
Ziel der neuen Struktur ist außerdem, dass die THWhS ihre Forschungsergebnisse bündelt und vor allem publiziert. Die „THW-Historiker“ stecken viel Zeit und Herzblut in die Bewahrung und Erforschung der THW-Geschichte. Diese wollen wir zeigen und die Menschen darüber informieren. Das wird einerseits im zukünftigen gemeinsamen Museum der Deutschen Feuerwehren & des Technischen Hilfswerks erfolgen und andererseits durch Teilnahmen an Ausstellungen, Oldtimer Rallyes und der Veröffentlichung eigener Publikationen.“
Christian Herrmann, THW-BV Vizepräsident & THWhS Beauftragter

Wie engagiert und professionell bisher außerhalb der THWhS geforscht wird, bewies der Vortrag von Cedrik Schlag. Mit gerade einmal 35 Jahren ist er schon seit über 20 Jahren im THW und engagiert sich in den verschiedensten Funktionen im Orts- und Landesverband sowie in der Helfer- und Landeshelfervereinigung Niedersachsen. Seit 10 Jahren widmet er sich zusätzlich der THW-Geschichte. Sein Spezialgebiet ist die „Technische Nothilfe 1919 – 1945“. Cedrik Schlag verfügt über die bis dato größte private Sammlung an Fotos, Artefakten und Materialien zu diesem Thema. In einem Kurzvortrag im Deutschen Feuerwehr Museum stellte er den Teilnehmenden seine umfangreiche Forschungsarbeit vor und bot seine künftige Mitarbeit in der historischen Sammlung an.
 

Cedrik Schlag systematisiert seine Sammlung in umfangreichen Excel-Tabellen mit einer ausgeklügelten Stichwortsuche.
Foto: Swana Hoffmann
Zum ersten Mal gibt Cedrik Schlag vom OV Wunstorf einen Einblick in seine Forschungen über die Technische Nothilfe.
Foto: Swana Hoffmann

Sammeln – Bewahren – Erforschen – Präsentieren: Darin sieht Rolf Schamberger, Leiter des Deutschen Feuerwehrmuseums (DFM), die gemeinsamen Aufgaben seines Museums und der THW-historischen Sammlung. In seinem Vortrag stellte er das DFM und die entsprechenden Arbeitsweisen vor. Er gab einen Einblick in den Umgang mit Exponaten und beschrieb den langen Weg, um ein vernünftiges Archivierungs- und Systematisierungssystem, dem Herzstück jeder historischen Sammlung, zu erarbeiten.
„Helfen in der Not! Museum der Deutschen Feuerwehren und des Technischen Hilfswerks.“  – so der Arbeitstitel des zukünftigen gemeinsamen Museums. Jeder Teilnehmende spürte, wie sehr sich Rolf Schamberger und sein Team darauf freuen, schon bald die Ergebnisse jahrelanger Arbeit des DFM und der THW-historischen Sammlungen gemeinsam unter einem Dach zu präsentieren.  

v.l.n.r. Christian Herrmann - THW-BV Vizepräsident; Rolf Schamberger - Leiter DFM und Nicolas Hefner - Referatsleiter Ehrenamt begrüßten alle Teilnehmende zum Kennenlernen in Fulda.
Foto: Swana Hoffmann
Erste Ausstellungstücke für das gemeinsame Museum der Deutschen Feuerwehren und des Technischen Hilfswerks. Diese brachte THW-BV Vizepräsident Christian Herrmann aus dem Flutkatastropheneinsatz im Ahrtal mit.

Höhepunkt für viele Teilnehmende des Kennenlernwochenendes war der Besuch im neuen Depot der THWhS in Hünfeld. Die meisten besichtigten die knapp 1800 qm großen Halle zum ersten Mal. Seit dem 1. Juni 2021 ist das komplette Lager der historischen Sammlung Stück für Stück von Heiligenhaus nach Hünfeld umgezogen.
Das Depot bietet viel Platz: 137 Regalmeter bzw. 588 Paletten-Stellplätze sind aufgebaut und 14 Fahrzeuge befinden sich aktuell in der Halle. Neben den historischen Fahrzeugen wie einem MB 1113 und einem MB 407D FeKW umfasst die Sammlung alte THW-Gerätetechnik, diverse Ausrüstungsteile und viele Garnituren historischer Einsatzbekleidung.
Noch in diesem Jahr werden die ersten Arbeitstreffen in Hünfeld stattfinden.

Interesse an der THW-historischen Sammlung? Melden Sie sich unter info(at)thw-bv.de oder besuchen Sie die Webseite der THWhS.

Hünfeld, 11.08.2021