Die THW-hS bekommt ein neues Zuhause.

In der THW-Familie kümmert sich die THW-historische Sammlung seit 1996 als Arbeitsgruppe um die Bewahrung der eigenen Geschichte. Der 2009 gegründete Förderverein ist Mitglied in der THW-Bundesvereinigung. In Zukunft soll die historische Sammlung ihr Zuhause ganz bei der THW-BV finden. Aktuell erarbeiten das Referat Ehrenamt (EA1) zusammen mit THW-BV Vizepräsident Christian Herrmann Lösungen, wie die THW-hS in die THW-BV eingebunden werden kann und die Sammlung so eine sichere Zukunft bekommt.
Siglinde Schneider-Fuchs sprach mit THW-BV Vizepräsident Christian Herrmann über die aktuellen Umstrukturierungsprozesse.

Weshalb erfolgt die Neuausrichtung der hS?
Die Neuausrichtung der THW-historischen Sammlung soll erfolgen, um der Geschichtsforschung in der THW-Welt noch mehr Perspektiven zu verschaffen. Insbesondere im Hinblick auf das geplante Projekt eines THW-Museums müssen neue Wege gegangen werden. Diese wollen wir mit der Neuausrichtung ebenen.
Die THW-Bundesvereinigung hat in ihrer Satzung festgeschrieben, die THW-historische Sammlung zu unterstützen. Der Förderverein der THW-hS ist Mitglied in der BV. Seit vielen Jahren fördern wir unter anderem Buchprojekte oder die Digitalisierung der Auslandsakten aus dem Archiv der historischen Sammlung im Ausbildungszentrum in Neuhausen. Im vergangenen Jahr war die Bundesvereinigung behilflich bei der Beschaffung historischer Fahrzeuge.
Ein weiterer Vorteil der Bundesvereinigung ist, dass sie aufgrund ihrer Struktur auf gewisse Dinge zeitlich und finanziell deutlich flexibler reagieren kann, als es einer Behörde wie der Bundesanstalt THW möglich ist. Ich denke hierbei zum Beispiel an die Beschaffung von speziellen Ersatzteilen, die Restaurierung von Fahrzeugen aber auch die Teilnahme an Veranstaltungen.

 

Weshalb wurde Ihnen diese Aufgabe übertragen?
Geschichte fasziniert mich schon seit meiner Kindheit. Ich bin privat seit über 20 Jahren Hobbyhistoriker, Sammler und Besitzer von Oldtimern. Im Laufe der Jahre habe ich bei vielen Einsätzen und Veranstaltungen Kameradinnen und Kameraden aus ganz Deutschland und vor allem in jeder Altersklasse kennengelernt. Durch diese Begegnungen habe ich nicht nur viele persönliche Geschichten rund um das THW gehört, sondern sehr viel – auch anekdotisches – über die gesamte Geschichte des THW erfahren. Ach ja, ich bin seit 2001 im THW aktiv.
Als die Frage aufkam, die THW-hS bei der THW-BV anzugliedern, wurde ich gefragt, ob ich diese Aufgabe als Beauftragter der THW-BV übernehmen würde. Da ich bereits Mitglied der historischen Sammlung bin und mir diese sehr am Herzen liegt, war es für mich natürlich eine Ehre und eine Freude, diese Funktion zu übernehmen.

 

Wie sehen Sie die Zukunft der THW-historischen Sammlung?
Ich sehe die historische Sammlung auf dem richtigen Weg. Durch den engagierten Einsatz von vielen Helfern und der Unterstützung aus dem Ehrenamt - aber auch aus dem Hauptamt, das möchte ich hier ausdrücklich erwähnen - wurde in den zurückliegenden Jahren ein solides Fundament geschaffen. Dieses wollen wir nun noch weiter ausbauen, denn es gibt noch viele Geschichten zu erforschen und zu erzählen.

Ich bin mir zudem sicher, dass in dem einen oder anderen Ortsverband noch einige historische THW-Schätze verborgen liegen, die geborgen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden wollen.
Die neue Struktur soll es den Angehörigen der THW-hS ermöglichen, ihr Wissen und ihre Erfahrung nach außen zu tragen und damit ihre Arbeit sichtbar zu machen und natürlich auch zu würdigen. Um dies zu ermöglichen, soll zukünftig ein Museum entstehen.

 

Sie sprechen von einem Museum: was hat es damit auf sich?
Bereits seit einigen Jahren gibt es hierzu immer wieder gemeinsame Gespräche von THW, der THW-hS mit dem Deutschen Feuerwehrverband (DFV) und dem Deutschen Feuerwehr-Museum mit Sitz in Fulda.
Leider wurde dieses Projekt nie konsequent weiter verfolgt. Erst auf die erneute Initiative des heutigen THW-Präsidenten Gerd Friedsam wurde dieses Projekt an THW-BV Präsident Marian Wendt, MdB, herangetragen und ich wurde beauftragt, mich zu kümmern.
Diesem Projekt widmen wir, die BV, uns nun voll und ganz, selbstverständlich mit der Unterstützung der Kameradinnen und Kameraden der hS, aber auch des Fördervereins THW-hS. Denn all diese wunderbaren Gegenstände und Zeitzeugnisse, die über Jahre gesammelt und liebevoll gepflegt wurden, sollen und müssen sorgfältig bewahrt, gepflegt und sowohl der internen als auch der externen Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Ich halte es zudem für unseren Auftrag und eine besondere Form der Öffentlichkeitsarbeit, Menschen für das Technische Hilfswerk und seinen Auftrag zu begeistern. Dazu gehört aber auch, seine Vergangenheit zu zeigen.

 

Weshalb der Standort in Fulda?
Fulda erweist sich in vielerlei Hinsicht als idealer Standort:

  1. Es liegt sehr zentral in der Mitte Deutschlands.
  2. Es bieten sich für uns schon jetzt hervorragende Bedingungen für eine Ausstellung.
  3. Fulda ist auf jeden Fall eine Reise wert.
  4. Wir haben hier nicht nur durch das bestehende Feuerwehrmuseum eine gute Infrastruktur mit enormem Ausbaupotential.
  5. Durch die Lage des Museums in der Fulda-Aue ist das Gelände auch ideal für gemeinsame Projekte mit der THW–Jugend. Wir stellen uns vor, dort einen Platz für kleinere Zeltlager zu errichten und der THW-Jugend damit die Möglichkeit für Veranstaltungen und andere Aktivitäten zu bieten.

 

Wie sehen die weiteren Planungen aus?
Die bereits in der Vergangenheit erarbeiteten Ideen und Konzepte fließen jetzt in ein gemeinsames Projektteam aus THW-BV, dem DFM und der Stadt Fulda. Dafür erstellt eine Beratungsgesellschaft zunächst erst einmal ein Grobkonzept, welches dann mit den Mitgliedern der THW-hS und der zuständigen Organisationseinheit in der THW-Leitung abgestimmt wird.
Um diesen Schritt zu ermöglichen, wurde ein so genannter Letter auf Intent zwischen dem hessischen Innenminister, dem Präsidenten des deutschen Feuerwehrverbandes, dem stellvertretenden Vorsitzenden des DFM, dem Präsidenten der THW-BV sowie dem Oberbürgermeister der Stadt Fulda erstellt und unterzeichnet. Damit ist der Grundstein zur Entstehung unseres gemeinsamen Museums gelegt. Ich persönlich nenne es „das Schaufenster der THW-historischen Sammlung“.
Derzeit gibt es noch Fragen zur finanziellen Ausrichtung des gesamten Projektes zu klären. Ich werde hier stark von meinem Vorstandskollegen, dem Vizepräsidenten der THW–BV Martin Gerster, MdB, unterstützt. Denn ein Projekt wie die Neuausrichtung der hS in ihrer Gesamtheit, also der professionellen Konservierung und Restaurierung von Artefakten, die Kuratierung der Ausstellungen, die Betreuung von Forschungsvorhaben und Buchprojekten muss finanziert werden. Bei allen Aktivitäten und Vorhaben steht weiterhin das ehrenamtliche Engagement im Vordergrund. Die jahrelange Erfahrung der Mitglieder sowie Helferinnen und Helfer der THW-hS ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können.

Die Arbeit der THW-hS ist eine besondere Form der Öffentlichkeitsarbeit für das THW. Und zwar nicht nur im zukünftigen Museum: auch die Teilnahme an Oldtimermessen und -rallyes ziehen Menschen aller Altersklassen an und begeistern sie.

 

Wie geht es weiter?
Wie bereits erwähnt, sind wir gemeinsam mit dem Trägerverein des DFM und einer beauftragten Agentur dabei, das Grobkonzept für unser zukünftiges Museum zu erstellen. Soviel kann ich bereits verraten, es wird ein Museum für Jung & Alt, interaktiv und zum Anfassen!

Der Umzug eines großen Teiles des Bestandes der hS in unser neues Depot in Hünfeld ist bereits angelaufen. Die 1.800 qm große Halle mit zwei 5t-Kranbahnen, 588 Palettenstellplätzen, einem Waschplatz sowie einem Bürocontainer bietet dabei jetzt schon ideale Voraussetzungen für die ehrenamtliche Arbeit der hS.  
Im ersten Schritt werden hier zunächst 13 Fahrzeuge zusammen mit historischen Gerätschaften, Ausrüstungsgegenständen und Bekleidung mit THW-Bezug aufbewahrt. 
Abschließend ist es mir wichtig zu erwähnen, dass wir trotz unseres derzeitigen Fokus auf die Zukunft mit Neuausrichtung der hS und Museum das tägliche THW-Leben nicht aus den Augen verlieren. So werden wir auch weiterhin die Ausbildungszentren dabei unterstützen, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern von Lehrgängen die Geschichte des THW in Gestalt von Lehrsammlungen Nahe zu bringen. Damit verfolgen wir natürlich auch das Ziel, neue Mitglieder für ein Engagement in der THW-hS zu gewinnen; sei es als Schrauberin oder Schrauber, wissenschaftliche Betreuung oder einfach nur als Geschichtsinteressierte.

Es bleibt weiterhin viel zu tun, aber es macht Spaß, denn wir tun es gemeinsam!

Berlin, 28. Juni  2021