Das unterirdische Berlin – Eine Zeitreise durch deutsche Geschichte

Als Zeitreise war es angekündigt – und genau das war es, was 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom 25. -30.09 in Berlin erleben durften. Eine Reise von den Anfängen der Nutzung des Berliner Untergrundes bis in die Gegenwart.

Begonnen hatte alles in der Zeit zwischen 1830 und 1840. Wasser und Bier waren die Gründe, warum man in Berlin begann, den Untergrund zu erkunden und zu nutzen. Im Laufe der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren rund 20 Brauereien entstanden. In Ermangelung ausreichender Kühlmöglichkeiten entsann man sich der kühlenden Wirkung von Kellern. Und so grub und baute man riesige unterirdische Gewölbe, um den Gerstensaft kühl und frisch zu halten. Zu sehen war das im Kellergewölbe der Berliner Schultheiss-Brauerei. Aber auch die Wasserversorgung setzte auf unterirdische Speicher. Im Jahre 1857 nahm das Wasserwerk am Prenzlauer Berg seinen Betrieb auf. Als es im Jahre 1900 geschlossen wurde, dienten die Wasserspeicher fortan als Lebensmittelspeicher. 1938 wurden sie zu Luftschutzkellern umgebaut. Beide Speicher des ehemaligen Wasserwerks sind bis heute zu besichtigen.

War die Erkundung des Berliner Untergrundes zu Beginn noch der zivilen Nutzung vorbehalten, änderte sich dies grundlegend am nächsten Ort des Geschehens. Der Eisack-Tunnel führte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die beklemmende Welt der Luftschutzbunker. Ursprünglich als Abstellgleis des Linie U4 eines U-Bahn-Reparaturwerks gedacht, wurde der Tunnel nach der Zerstörung des Werks im Krieg zu einem Luftschutzbunker umgebaut. Die Aufschriften an den Wänden zeugen noch heute davon - und lassen doch nur erahnen, wie das Leben zu Kriegszeiten gewesen sein mag.

Lange verdrängt und vergessen, das war der nächste Ort der Zeitreise in den Berliner Untergrund: Die Gedenkstätte Papestraße. Der Keller diente 1933 über mehrere Monate der Feldpolizei als Gefängnis. Anhand zahlreich dokumentierter Einzelschicksale wurde allen Teilnehmern der Beginn der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten in dramatischer Weise vor Augen geführt.

Die „große Kriegs-Architektur“ gab es tags darauf in Wünsdorf zusehen. Auf dem Programm standen die Maybach-Häuser und ein Nachrichten-Bunker. Maybach-Häuser waren bombensichere Luftschutzanlagen, die zur Tarnung wie Wohnhäuser aussahen. Die Bunkerhäuser wurden nach dem Krieg von russischen Militärs gesprengt, aufgrund ihrer soliden Bauweise jedoch nicht völlig zerstört. Der von den Nationalsozialisten als unterirdisches Telegrafenamt genutzte Nachrichtenbunker „Zeppelin“ wurde nach dem Krieg zwar ebenfalls teilweise zerstört und geflutet, von russischen Militärs aber später während des sogenannten „Kalten Krieges“ wieder in Betrieb genommen und bis zum Abzug der russischen Armee als Fernmeldebunker „Ranet“ genutzt.

Zwar klein aber von großer Bedeutung waren die Verstecke, in denen Juden während des Dritten Reichs vor ihren Verfolgern in Sicherheit gebracht wurden. Ein solches Versteck gab es im Sakristei-Keller der Herz-Jesu-Kirche zu besichtigen. Ein unscheinbarer Keller zwar, der aber tragische Geschichten erzählt. Mit Hilfe eines Netzwerks stiller Helfer konnten auf diese Weise in der ganzen Stadt rund 750 Menschen, im Volksmund „U-Boote“ genannt, untertauchen.

Von der romanischen Herz-Jesu-Kirche stand abschließend der Sprung in die Gegenwart auf dem Programm. Erstmals besuchte eine THW-Gruppe den neuen Berliner Hauptbahnhof. Hightech vom Untergrund bis zur Oberleitung wurde den Besuchern präsentiert.

Neben den Exkursionen gab es auch Vorträge und Filme. Seminarleiter Nico Rollmann führte in die jeweiligen Themen des Tages ein. Ein Besuch im THW-Landesverband Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt mit einem Vortrag von THW-Urgestein Hans Lindner über die THW-historische Sammlung des Technischen Hilfswerks und deren Aufgaben und Bestände rundete das Berlin Seminar der THW-Bundesvereinigung im September 2017 ab.